Vom Rohguss zum fertigen Kunstwerk: Die Bronze ziselieren und patinieren
Nachdem alle Teile des „Covered Motorbike“ gegossen waren, ging es nun daran den Bronzeguss zu bearbeiten (zu ziselieren), zusammenzusetzen und zu vollenden.
Der Begriff Ziselieren
Das Modellieren von kaltem Metall wird Ziselieren genannt. Das Metall wird dabei getrieben oder gedrückt, so dass Texturen wie Linien oder reliefplastische Formen entstehen. Die hierbei verwendeten Werkzeuge sind verschieden geformte Punzen (Ziseliermeißel), Stichel, Feilen oder Meißel. Durch diese Bearbeitung entsteht so eine neue reliefartige Oberfläche. Kunstgüsse in Bronze werden nach dem Guss vom Ziseleur so nachgearbeitet, dass sie dem gelieferten Original des Künstlers möglichst genau entsprechen. Man kann sie jedoch auch so bearbeiten, wie es dem Anliegen des Künstlers entspricht.
Das Ziselieren des „Covered Motorbike“
Das „Covered Motorbike“ wurde von uns in vier großen Teilen gegossen. Nach dem Auspacken der Gussteile aus der Schamottemasse wurden die an den Innenseiten liegenden Gusskanäle abgeflext und heruntergeschliffen. Die Kernstifte wurden entfernt und die Löcher verschweißt. An den Schweißstellen wurde die Struktur behutsam mit dem Fräser nachgearbeitet. Jedes Teil wurde nacheinander einzeln bearbeitet. Der nächste Schritt war das Anpassen der vier Gussteile aneinander. Die zwei vorderen und hinteren Teilstücke wurden gegeneinander gestellt und zusammengeführt. Das gesamte Motorradcover wurde mit einem Spanngurt fixiert und anschließend die Nahtstellen verschweißt. Leicht verzogene Partien wurden wenn nötig durch Biegen oder Klopfen angepasst. Die entstandenen Schweißnähte wurden mit dem Winkelschleifer heruntergeschliffen und auch hier wurde mit dem Fräser die Struktur nachgearbeitet. Die Gusshaut sollte hier nicht erhalten bleiben. Deswegen wurde die gesamte Oberfläche der Bronze gebürstet und leicht angerauht, damit die spätere Patina sich besser mit dem Metall verbinden kann. Zum Schluss wurde an das Motorradcover noch die Befestigung für den späteren Standort angebracht.
Der Begriff Patinierung
Der Begriff Patina kommt aus dem italienischen und bedeutet dünne Schicht. Diese kann durch natürliche oder künstlich herbeigeführte chemische Prozesse entstehen. Die natürliche Veränderung der Oberfläche wird durch Umwelteinflüsse hervorgerufen. Ein unbehandelter Bronzeguss ist zu Beginn hell und goldfarben. Durch Oxidation dunkelt der Farbton nach hin zu einem tiefen goldenen Braun und kann nach mehreren Jahren bis zu einem tiefen Schwarz reichen. Bei grünen Färbungen der Bronze reagiert der Kupferanteil im Material auf die sauren oder basischen Anteile in der Luftfeuchtigkeit.
Ein Grund für das Aufbringen einer chemischen und künstlich herbeigeführten Patina ist ihre Wirkung als Korrosionsschutz. Man verhindert unerwünschte Veränderungen und Alterung der Oberfläche. So kann man das Erscheinungsbild der Skulptur gezielt beeinflussen.
Mittels einer künstlich erzeugten Patina kann man den optischen Ausdruck des Kunstwerks nach Belieben verändern. Durch das Variieren der Farbintensität, nachträgliches Anreiben oder das Zusammenspiel von zwei verschiedenen Patinas auf der Oberfläche kann der Ausdruck und die Plastizität des Kunstwerkes immer wieder neu verändert werden.
Das Herstellen einer Patina
Beim Patinieren erzeugt man chemische Reaktionen an der Oberfläche des Kunstwerks, teilweise unter Einwirkung von Hitze. Verwendet werden Metallsalze, Laugen und Säuren. Dieser Prozess kann manchmal nur Sekunden dauern oder sich auch über mehrere Tage hinziehen. Einfluss auf das Endergebnis haben aber nicht nur die Temperatur oder die gewählte Chemikalie und deren Konzentration, sondern auch die Technik mit der sie aufgetragen wird und die Einwirkzeit. Die Lösung kann gepinselt, mit einem Schwamm oder Tuch aufgetragen oder aufgesprüht werden. Wird das Kunstwerk zwischendurch gebürstet oder poliert, können dadurch ebenfalls unterschiedliche Ergebnisse in der Farbgebung erzielt werden. Am Ende jeder Patinierung steht deren Konservierung. Der Bronzeguss wird mit einem Spezialwachs behutsam beschichtet und am Ende für den Glanz noch etwas abgerieben.
Die Patinierung des „Covered Motorbike“
Jonathan Monk wünschte sich für das Motorradcover eine gleichmäßige dunkelbraun-schwarze Patina. Durch sie wirkt die bronzene Skulptur wie eine reale Motorradplane aus Kunststoff. Hierfür wurde eine Kupfer (II) Nitrat-Lösung großflächig aufgesprüht und mit einem Gasbrenner bei großer Hitze eingebrannt. Es entstand eine fast schwarze Färbung der Bronze. Die Patina liegt hier nicht nur als dünne Schicht auf, sondern hat direkt mit dem Material chemisch reagiert. Nachdem eine gleichmäßige Färbung der Oberfläche erreicht war, wurde zur Konservierung noch Wachs aufgetragen.